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Explosion * Beirut * Libanon * Wirtschaftskrise * Flüchtlinge

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Fürbitte und Kollektenaufruf für die Menschen im Libanon und für unsere Schwesterkirche NESSL

Die Betroffenen und die Helfer

Die von der Explosion am stärksten betroffenen ärmeren Stadtviertel von Beirut, nahe des Hafens, sind mehrheitlich von Angehörigen der christlichen Minderheit bewohnt; aber auch in den benachbarten muslimischen Vierteln sind die Schäden groß. Die große Zahl der Verletzten überfordert die schon durch Covid-19 überlasteten Krankenhäuser vollends. Zugleich berichten viele Betroffene von einer an Wunder grenzenden Bewahrung ihres Lebens bei der Zerstörung ihrer Wohnungen.

Tausende Menschen stehen jetzt buchstäblich auf der Straße, andere haben Zuflucht bei Freunden oder Verwandten gesucht. Durch die Zerstörung des Hafens ist aber auch die lebenswichtige Versorgung des ganzen Landes mit Nahrungsmitteln unterbrochen. Hoffnung machten in den Nachrichten Bilder von jungen Leuten, die sich aus freien Stücken um Aufräumarbeiten und um die Versorgung Notleidender kümmern: „Wir übernehmen jetzt die Aufgaben, denen der Staat nicht nachkommt“, sagen sie.

Die Flüchtlinge – doppelt und dreifach belastet

Doppelt schwer ist die Lage für die vielen Flüchtlinge im Land; es sind weit über eine Million Menschen, vor allem aus Syrien. Bei sechs Millionen Einwohnern hat gegenwärtig kein Staat im Verhältnis mehr Flüchtlinge aufgenommen als der Libanon. In der Arbeit für Flüchtlinge, insbesondere der Beschulung der Kinder, sieht die NESSL ihre vorrangige diakonische Aufgabe. Vor wenigen Tagen erst hat unsere Kirche sich an einer aktuellen Unterstützungsaktion der Hannoverschen Landeskirche für diese Arbeit beteiligt. Es ging darum, die Bezahlung der Lehrkräfte in den von der NESSL getragenen Schulen wenigstens noch eine Weile zu ermöglichen. Der libanesische Staat hatte im März den Staatsbankrott erklärt und keine Lehrergehälter mehr bezahlt. Dann kam Covid-19 – und schon dies war eindeutig „eine Krise zu viel“ für das belastete Land.

Noch ein „failed state“ im Nahen Osten – oder ein Neuanfang?

Wie andere Kirchen im Land, so hat auch die NESSL in den letzten Monaten ihre Kritik an der Regierung verstärkt, die Misswirtschaft und Korruption angeklagt und sich mit den mehrheitlich jugendlichen Demonstranten solidarisiert. Die Explosion im Hafen, allem Anschein nach durch das System notorischer Verantwortungslosigkeit verursacht, wird ein historischer Wendepunkt für den Libanon werden. Aber wie wird die Zukunft dieses ebenso schönen wie malträtierten Landes aussehen? Allzu lange haben es die um die Vorherrschaft in der Region kämpfenden Mächte zum Spielfeld ihrer mörderischen Konkurrenz gemacht. Tritt nun ein, was Joseph Kassab als Schreckensvision vor Augen steht: „We are a bankrupt country, becoming a failed state.“ Oder kann von diesem absoluten Tiefpunkt her im Libanon ein politischer Neuanfang gelingen und ein wirtschaftlicher Wiederaufbau?

Was jetzt Not tut – politisch …

Zunächst wird es schlicht darum gehen, genug finanzielle und logistische internationale Hilfe zum Überleben der Geschädigten und der Armen im Land zu mobilisieren: „We need money for repairing houses, medical care, and food baskets“, sagte Joseph Kassab gestern in einem Interview mit der amerikanischen Portal „Christianity Today“. Und im Blick auf die politische Perspektiven fügte er hinzu: „Was wir überhaupt nicht brauchen können, wären Auseinandersetzungen, die sich zu einem neuen Bürgerkrieg auswachsen könnten wie in Syrien. Was immer von außen kommt, damit werden wir fertig. Aber interne Konflikte würden das Land zerstören.“ Wörtlich: „The most important thing is for Lebanon to have peace with itself.“


… und was die Kirche dazu beitragen will

Joseph Kassab bekräftigt, dass seine Kirche ihrer historischen Mission treu bleiben wolle: Mit ihrem Zeugnis und ihrer Praxis möchte sie Ferment einer besseren Zukunft für das ganze Land sein, in der es Bildung für alle gibt und ein respektvolles Zusammenleben der verschiedenen Konfessionen und Religionen geübt wird:

„Dafür wollen wir das Bewusstsein unserer Brüder und Schwestern im Westen schärfen“, sagt Joseph Kassab: „Wir haben in diesem Land eine gemeinsame Mission, die vor 200 Jahren begann, ein gemeinsames geistliches Erbe. Steht auch Ihr auch jetzt dazu?“ Gegen die Befürchtung, dass diese Katastrophe zu einem verstärkten Exodus gerade der Christen aus dem Libanon führen könnte, appelliert er an die Gemeinden der NESSL: „In the midst of such pain, we need to become a better church. We are not called to sit in the pews, but to witness for Christ and work for the kingdom of God.“

Unsere Fürbitte, Spenden und Kollekten

Diese Informationen aus den letzten Stunden und Tagen wurden zusammengestellt, um unsere Gemeinden und Mitmenschen dazu zu ermuntern, für die Menschen im Libanon zu beten und sie zu unterstützen.
 
Die Landeskirche bereitet über die Diakonie zunächst eine Nothilfe von 15.000,- Euro direkt für die Arbeit der NESSL vor.
 
Zur Fürbitte hat der Kirchenpräsident Herr Dr. Heimbucher ein Gebet entworfen, das Ihnen unten im Link zur gottesdienstlichen Verwendung und zum Weiterbeten zur Verfügung steht.
 
Alle, denen es möglich ist, können sich an der allgemeinen Soforthilfe für Beirut und den Libanon beteiligen. Die Diakonie Katastrophenhilfe beteiligt sich an entsprechenden Maßnahmen, um die betroffenen Menschen schnell mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und anderen lebenswichtigen Dingen zu versorgen.  
 
Bei Kollekten für die NESSL - wie in den vergangenen Jahren bereits vielerorts geschehen - für die Arbeit der NESSL an ihren Schulen und für Flüchtlingskinder sammeln. Dafür braucht es jetzt besonders jenen langen Atem, den die NESSL in diesem Engagement seit ihrer Gründung vor 200 Jahren bewiesen hat. Und unsere Solidarität.

Auszug aus dem Rundschreiben vom Kirchenpräsidenten, Herrn Dr. Heimbucher

Link zum Gebet

 

Die Diakonie Katastrophenhilfe und die Landeskirche ruft zu Spenden auf:

Diakonisches Werk der Evangelisch-reformierten Kirche

Sparkasse LeerWittmund,

IBAN: DE17 2855 0000 0000 9070 06,

BIC: BRLADE21LER,

Stichwort: Schulische Arbeit der NESSL

Stichwort: Nothilfe nach Explosion in Beirut

oder

Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/

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